Gewässervorstellung - Kiesgrube in Zerben in Sachsen-Anhalt
 

Ich möchte Euch ein Gewässer vorstellen und meine dortigen Erfahrungen schildern. 

Mein 1. Versuch:

Endlich wieder Sommer (2005)….. Nun auch wieder Mal Zeit die Ruten auszuwerfen, um den Traumfischen nachzustellen. Nach einer Menge Stress beim Job und einer jungen Familie hatte ich nun Zeit meinen "Akku" wieder aufzuladen. Wo sollte ich es nur versuchen. Viele bekannte Gewässer standen zur Auswahl. Die Wahl fiel jedoch auf ein mir unbekanntes Gewässer in Sachsen-Anhalt bei Zerben, einer wunderschönen Kiesgrube an der Elbe mit sehr klarem Wasser und einer Größe von ca. 20 ha. Schnell die Angelerlaubnis bei der sehr netten Fischersfamilie Riedel unweit des Sees erworben. Auf meine Nachfrage zum Fischbestand erhielt ich von Herrn Riedel die Auskunft, dass die größten Karpfen (Schuppies & Spiegler) so um die 20 kg auf die Waage bringen. Im Frühjahr wurde ein Spiegler mit knapp 42 Pfund gefangen. Jedenfalls wurden in der Vergangenheit regelmäßig große Karpfen aus der Elbe eingesetzt, welche als Beifang bei der Fischereiausübung im Netz des Fischers gelandet sind. Gleichzeitig sagte Herr Riedel, dass es nicht ganz einfach ist, einen Karpfen an den Haken zu bekommen.

Also keine schlechten Aussichten für die kommende Woche….., schnell ein geeignetes Plätzchen gesucht, Tackle raus aus dem Auto, das Aqua aufgestellt, Schlauchboot aufgepumpt und ab mit dem Echolot auf Erkundungstour. Hier musste ich mit Erstaunen feststellen, dass es sehr viele Kanten und Plateaus gab. Auch einige flachere Sandbänke mit einer Tiefe von 1,5 m bis 3,00 m waren vorhanden. Die tiefste Stelle hatte ich bei etwas mehr als 15 m ausgemacht.

Kein anderer Angler war am See. Wer die Wahl hat, hat sprichwörtlich die Qual! Da ich jedoch eine Woche Zeit hatte, entschied ich mich für insgesamt 5 unterschiedliche und weit auseinander liegende Stellen. Hierdurch konnte ich alle Bereiche abdecken. Der erste Platz bildete eine freie Kiesstelle von ca. 4 m² in einem Krautfeld direkt am gegenüberliegenden Ufer. Die zweite viel versprechende Stelle umfasste ein kleines Seerosenfeld ebenfalls am gegenüberliegenden Ufer. Der dritte Hotspot war ein Plateau in ca. 100 m Entfernung mit einer Tiefe zwischen 6,0 bis 7,0 m, davor viel der Gewässergrund auf 10,0 m ab, dahinter sogar bis auf 12,0 m. Die vierte Stelle lag links am eigenen Ufer auf einer kleinen Sandbank. Der letzte Hotspot war die erste Kante bei ca. 5,0 m in Wurfweite.

Köder:

Als Köder dienten selbstgedrehte Boilies, Pellets, Tigernüsse und Mais. Hier verließ ich mich voll und ganz auf meinen eigenen Mix, der mir schon sehr viele und schöne Fische bescherte.

Zusammensetzung meines Boiliemixes:

    - 10% Tintenfischmehl
    - 10% Kabeljaumehl
    - 15% Lachsmehl
    - 10% Reismehl
    - 10% Maisbloem
    - 10% Acid Caseim
    - 10% Geflügelprotein
    - 5% Eggalbumin
    - 7% Lebermehl
    - 2% Betain-HCl
    - 1% Green Lipped Mussel Extract

Auf 10 Eier kommen noch:

    - 100 ml Lachsöl
    - 10 ml Krabbenflavour
    - 30 ml Amino Liquid Enhancer Leber
    - 20 Tropfen Black Pepper Oil
    - 50 g gemahlener Pfeffer
    - 50 g Natriumglutamat

Die Tigernuts wurden unter Zugabe des Betain-HCl-Dips mit der Geschmacksrichtung Hazelnut gekocht. Der Mais hatte ein Scopexaroma.

Futtertaktik:

Außer auf dem Plateau und der Kante bei 5 m konnte ich auf allen Stellen das Futter direkt beobachten. Alle Spots wurden mit Boilies, Partikel und Pellets (insgesamt ca. je 2 kg) versorgt. Die weitere Futtertaktik sollten die Fischaktivitäten bestimmen.

Die Ruten wurden für die erste Nacht am gegenüberliegenden Ufer sowie auf dem Plateau platziert. Nun hieß es warten. Die Dämmerung setzte ein und überall waren Fischaktivitäten zu beobachten. Teilweise rollten die Karpfen an der Oberfläche (auch Silberkarpfen!). Die erste Nacht verlief ruhig. Am nächsten Morgen musste ich feststellen, dass nur auf der kleinen Sandbank die Köder verschwunden waren. Die Uferrute wurde nun hier ausgelegt. Doch nach drei Tagen ohne Aktion an den Ruten begann langsam das große Zweifeln.

Zwischenzeitlich war auch am Seerosenfeld das Futter verschwunden. Hier konnte ich jedoch einen größeren Schwarm an Brassen (alle um die 4,0 Pfund) als Verantwortliche ausmachen.

Mitten im Sommer viel die Wassertemperatur von anfangs 23 C° innerhalb von 4 Tagen auf 17 C°, eine Kälteeinbruch Anfang August war hierfür verantwortlich und dann noch Vollmond. bei klarem Wasser!? Die Köder waren frisch und fast immer fängig, so dass ich diese Misere allein dem Wetter zu schob.

Ein Besuch meiner lieben Frau Manuela und meiner Tochter Annika gaben mir wieder Hoffnung und Motivation für die verbleibenden Tage. Sogar meine Tochter zeigte vollen Futtereinsatz und wollte dem Papa die großen Fische anlocken.

Am 5 Tag ruderte ich erneut leise am gesamten Schilfgürtel des Sees endlang. Und was soll ich sagen, ich traute meinen Augen nicht. Direkt am Schilf sah ich einen großen Spiegel (deutlich über 30,0 Pfund). Ca. 50 m weiter wieder zwei mächtige Spiegler. Also es gab doch große Fische! Ich hatte viele Fragen aber keine Antworten.

Mein Fazit der ersten Woche am neuen Gewässer:

Kein Run, nur einige Brassen auf Pellets!" Jedoch Aufgeben gilt nicht! Ich komme wieder…

Ende September 2005…

Bei herrlichem Altweibersommer war es soweit, mein zweiter Versuch an der verflixten Kiesgrube. Im Vorfeld hatte ich mir den Kopf zerbrochen, was ich verändern sollte. Dieses Mal entschied ich mich für ein Kombi-Rig aus Leadcore und Amnesia für einen Snowman. Für die zweite Rute sorgte ein Fluocarbon-D-Rig. Die erste Nacht verlief "unerwartet" ruhig. Mittler Weile ist es Mittag. Und was soll ich sagen, Dauerton auf der rechten Rute auf dem Plateau bei 6,0 m. Nach kurzen & kräftigen Kampf hatte ich den ersten Spiegler aus Zerben sicher gekeschert, kein Riese, aber trotzdem freute ich mich den Bann gebrochen zu haben.

Voller Hoffnung, noch 6 Tage und Nächte lagen vor mir, gönnte ich mir ein kühles Blondes und träumte von den Riesen. Blanken konnte ich ja nun nicht mehr. Es kam wie es kommen musste, der 16 pfündige Spiegler blieb der einzige Fisch in dieser Woche.

Neues Jahr neues Glück…

Trotz der bescheidenen Erfahrungen entschloss ich mich kurzfristig für 2 Nächte mal wieder in Zerben meine Fallen auszulegen. Ich entschied mich ausschließlich für eine flache Sandbank, welche ich reichlich mit Groundbait, Pellets und halben Boilies preparierte. Um 10:00 Uhr am nächsten Morgen bei Nieselregen gab es einen kurzen Piep, dann Ruhe, äähhh, ja, Dauerton. Ich konnte es kaum glauben. Nun saß ich bei Regen mit krummer Rute im Schlauchboot und wurde über den See gezogen. Nach ca. 5 Minuten konnte ich im klarem Wasser einen Spiegler erkennen. Kurze Zeit später beim 2. Kerscherversuch war er im Netz. Am Ufer gewogen, pendelte sich die Waymaster bei genau 28,0 Pfund ein, nicht schlecht oder?

Auf Grund familiärer Pflichten (Bau und Nachwuchs) und beruflicher Verpflichtungen habe ich es jedoch nicht mehr geschafft, den ganz Großen in Zerben nachzustellen.

Wer eine Herausforderung sucht, den Reiz und die Spannung braucht kann hier sein Glück versuchen. Angelkarten und -möglichkeiten können beim Fischer, Familie Riedel, unter folgender Telefonnummer 039344/40344 erfragt werden. Seit 2006 befindet sich der See im Privatbesitz des Fischers. Die Tageskarte liegt bei ca. 10,00 €, die Wochenkarte bei ca. 35,00 €. Bei Bedarf stellt Herr Riedel auch ein Boot zur Verfügung. Im Sommer wird der See zwar von Badegästen frequentiert. Trotzdem ist ein entspanntes und angenehmes Fischen möglich. Neben ein paar Aalanglern war ich immer allein auf Karpfenjagd. Also der Angeldruck hält sich in Grenzen. Nebenbei bemerkt, ist die Wasserqualität so gut, dass Forellen im See vorhanden sind.

Die Anreise kann über den Routenplaner (PLZ: 39317; Ort: Zerben) berechnet werden. Vorm Ortseingang Zerben rechts auf den Plattenweg abbiegen und immer geradeaus fahren direkt auf die Kiesgrube zu. Am Ende der linken Kiesgrube weiter rechts ist dann der Fischer (Angelkarten) zu finden. Ein Grundriss der Kiesgrube wird auch über Googel Earth deutlich.

Bezüglich der bereits oben genannten Mehle und Zutaten für die Boilieherstellung kann ich als Bezugsquelle www.progressive-baiting.de empfehlen. Die Zutaten sind immer 100% frisch, ein wichtiger Faktor für gute Köder. Daher sei mir ein bisschen "Schleichwerbung" gestattet.

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Scharfe Haken und Ausdauer wünscht Euch Marcel

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